Senioren Servicedienste Köln e. V. – Kölner FriedhofsMobil


Kölner Stadtanzeiger: Kostenlos und mit Begleitung zum Grab – Kölner Friedhofsmobil seit 20 Jahren unterwegs

erstellt am: 25.04.2022 | Kategorie(n): Presse

von Tim Stinauer

Kölner Friedhofsmobil seit 20 Jahren unterwegs – Nachfrage ist hoch

Seit Doris Redeligx vor zweieinhalb Jahren freiwillig ihren Führerschein abgegeben hat, ist die 90-Jährige für ihre Friedhofsbesuche auf Godehard Bettels angewiesen. Alle paar Wochen pflegt Redeligx die beiden Gräber ihres verstorbenen Sohnes und ihres Ehemanns auf dem Kölner Westfriedhof. Godehard Bettels fährt eines der beiden Friedhofsmobile der Kölner Senioren Servicedienste e.V. Er holt die Zollstockerin zu Hause ab, bringt sie nach Bocklemünd und fährt sie nach dem Friedhofsbesuch wieder nach Hause – und das alles kostenlos. Es ist ein Service, den es in dieser Form bundesweit nur in Köln gibt. Dieser Tage feiert das Kölner Friedhofsmobil 20. Jubiläum.

Fahrer, Seelsorger und Gärtner

Der Gründer ist Josef F. Terfrüchte. Als langjähriger Geschäftsführer der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner – inzwischen im Ruhestand – hat er oft die Verzweiflung alter Menschen miterlebt, die nicht mehr aus eigenen Kräften oder mit Unterstützung von Freunden oder Familie ans Grab ihrer Angehörigen kommen. „Einsamkeit ist ein ganz großes Thema in einer Großstadt wie Köln“, sagt Terfrüchte.„ Der Verlust von Mobilität ist verbunden mit Einschränkungen in der Teilhabe am sozialen Leben.“ Die Idee des kostenlosen Shuttle-Dienstes war geboren.

Für seine Fahrgäste ist Godehard Bettels viel mehr als nur ein Chauffeur. Er ist Gesprächspartner, Seelsorger, Gärtner.„Er hilft mir auch bei der Grabpflege, ohne ihn würde ich das nicht schaffen“, sagt die 90-jährige Doris Redeligx. „Und ich quatsche gerne mit ihm. Ich erzähle ihm vieles aus meinem Leben, auch Dinge, die ich nicht jedem anvertrauen würde.“

Bettels ist von Anfang an dabei, seit 20 Jahren fährt der gelernte Illustrator das Friedhofsmobil im Vollzeitjob. Bettels hat es mal hochgerechnet: Er kommt auf ungefähr 22.000 Fahrten und 450.000 Kilometer. Das Kompliment gibt er gerne zurück:„Frau Redeligx hat einen starken Charakter, sie ist cool.“ Doch mitunter, räumt Bettels ein, sei sein Job auch durchaus belastend. Die täglichen Gespräche, die sich oft um Einsamkeit, Tod und Sterben drehen, seien für ihn nicht immer leicht zu verarbeiten. „Ich habe das ja nicht gelernt, ich bin kein Psychologe.“ Für manche Fahrgäste ist Bettels ihr einziger verlässlicher sozialer Kontakt. Die regelmäßigen Supervisions-Termine mit seinem Chef Josef Terfrüchte sind wichtig, auch mit einem Psychologen habe er schon gesprochen, sagt Bettels.

Wartezeit bis zu sechs Wochen

Der Verein Senioren Servicedienste lebt von Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Seit 2019 gibt auch die Stadt einen Zuschuss. Die Wartezeit auf eine Fahrt mit dem Friedhofsmobil beträgt derzeit etwa vier bis sechs Wochen. Ein drittes Fahrzeug sei wünschenswert, sagt Terfrüchte, aber derzeit nicht zu finanzieren. Täglich chauffieren zwei festangestellte Fahrer jeweils vier bis sechs Menschen, knapp 1300 Fahrgäste waren es insgesamt im vorigen Jahr – etwas weniger als in den Jahren vor Corona. 87 Prozent der Kunden sind weiblich, das Durchschnittsalter liegt bei 85 Jahren.

Angesteuert werden montags bis freitags zwischen 9 und 17 Uhr alle 59 Friedhöfe der Stadt.

Unser Fahrplan zu den Friedhöfen:

Wir fahren Sie von Montag bis Freitag (9.00 – 17.00 Uhr) zu allen 59 Friedhöfen im Kölner Stadtgebiet.

Interessenten mit Wohnort in Pulheim und Bergisch Gladbach können ebenfalls Termine vereinbaren, wenn Grabstätten auf Kölner Friedhöfen besucht werden möchten.

Ab sofort können wir auch RollstuhlfahrerInnen befördern.